Angst vor Fremden

In der Ausländerpolitik wird uns, der SVP und ihren Wählerinnen und Wählern, immer wieder vorgehalten, wir hätten eine unbegründete Angst vor ausländischen Personen. Tatsächlich haben wir Angst. Aber diese Angst ist nicht unbegründet, sondern real erklärbar. Wir fahren oder fliegen fast jährlich in die Ferien. Wir geniessen das Temperament der Italiener oder den Charme der Franzosen. Wir staunen über das Treiben im türkischen Basar oder wir fühlen uns betroffen über die schreckliche Armut im einen oder anderen Entwicklungsland. Tatsache ist, dass wir unterschiedliche Kulturen hautnah erleben, die auf völlig verschiedenen traditionellen Werten basieren. Religionen, die uns faszinieren, aber grundsätzlich fremd sind. Wird nun unsere kleine Schweiz von derart vielen und unterschiedlichen Kulturen überschwemmt, so ist die Angst um die Existenz unserer eigenen Kultur und die Werterhaltung unserer Tradition nicht unbegründet, sondern sachlich nachvollziehbar. Nicht alles, was wir in den zwei oder drei Ferienwochen interessant, spannend und reizvoll finden, wollen wir als gegebene Situation im eigenen Land verankert wissen. Zuerst erklärte man uns, wir bräuchten die Fremden für einfache Arbeiten. Dann hiess es, die Multikultur würde uns eine Blutauffrischung bescheren und die jüngsten Mutmassungen gehen in die Richtung, dass wir die Überfremdung brauchen, um unseren Wohlstand zu sichern. Toleranz in Ehren, aber ich kann auch ohne Abbau von Schweizer Qualität leben. Ich kann auf eine Zunahme der Kriminalitätsrate verzichten und auch ein Rückschritt im Gleichberechtigungsstatus unserer Frauen entspricht keinesfalls meiner Vision einer fortschrittlichen Schweiz. Inzwischen ist es auch erwiesen, dass die sozialen Folgekosten unserer Aus¬länderpolitik den angeblichen Gewinn bei Weitem übersteigen. Es ist deshalb durchaus nachvollziehbar, weshalb unsere Bevölkerung auf Einbürgerungen zurückhaltend reagiert. Es ist nicht mehr als ein vernünftiger Reflex, der das sichern soll, was wir in Hunderten von Jahren direkter Demokratie an wertvoller Subtanz erwirtschaftet haben. Die regierenden Parteien hatten  es in der Hand, die Weichen rechtzeitig zu stellen. Jetzt muss endlich gehandelt werden.

Felix Müri, Nationalrat SVP, Emmen