Kantonale Lehrabschlussfeier der gewerblich-industriellen Berufe

Festansprache Nationalrat Felix Müri

Liebe Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger Liebe Eltern Liebe Berufsbildnerinnen und Berufsbildner Liebe Gäste

Spanien steht im WM-Final. Sie haben sicher alle das gestrige Spiel gegen Deutschland verfolgt und sich mit Torres, Iniesta und Co. gefreut. Die Spanier spielen einen begeisternden Fussball. Sie haben sich durch den Rückschlag im Startspiel gegen unsere Schweizer nicht aus dem Konzept bringen lassen und sind nun auf dem besten Weg, Weltmeister zu werden. Verdient hätten sie's auf jeden Fall. Sie fragen sich sicher, was das bitteschön mit Ihrer Lehrabschlussprüfung zu tun hat. Einiges. Die spanische Nationalelf ist für mich ein Sinnbild für Einsatz, Disziplin und Durchhaltewillen. Das sind alles Attribute, die auch im Berufsleben von grosser Bedeutung sind. Jedes Unternehmen, jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin setzen sich Ziele. Erfolg hat aber nur, wer diese Ziele mit aller Konsequenz verfolgt und sich auch durch vorübergehende Rückschläge nicht von seinem Weg abbringen lässt.

Liebe Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger, auch ich habe mal eine Lehre als Detailhandelsfachmann gemacht. Das ist zwar schon eine ganze Weile her - man sieht es mir sicher an. Seither hat sich in der Berufsbildung vieles verändert. Zum Beispiel, was die Berufsbezeichnungen angeht. Aus den Lehrlingen und Lehrtöchtern sind Lernende geworden. Der Automechaniker hat dem Automobilmechatroniker Platz gemacht. Und anstelle des Käsers macht heute der Milchtechnologe all die feinen Produkte, die unseren Kühlschrank füllen. Eines hat sich aber nicht verändert. Die Freude der Lehrlinge über den erfolgreichen Lehrabschluss, die Vorfreude auf den ersten richtigen Lohn. Übrigens, liebe Lernende, vielleicht wissen Sie’s schon: Es ist eine alte Tradition, dass man mit dem ersten grossen Lohn seine Eltern zum Nachtessen einlädt. Als Dankeschön für die Unterstützung in den letzten drei bis vier Jahren. Genau darum habe ich übrigens vier Kinder ... Einer davon, mein Sohn Marc, sitzt heute hier im Publikum. Er hat gerade seine Lehre als Lastwagenführer erfolgreich abgeschlossen. Dazu möchte ich ihm auf diesem Weg ganz herzlich gratulieren.

Auch allen anderen Lehrlingen in diesem Saal möchte ich zu Ihrem Erfolg gratulieren. Keine Frage: Die Lehre ist ein Meilenstein im Leben eines jungen Menschen. Aber denken Sie daran, es ist nur ein Zwischenhalt. Wie für die Spanier der Europameistertitel vor zwei Jahren. Nach einer kurzen Verschnaufpause - geniessen Sie ruhig Ihre Ferien, Sie haben sie sich verdient - geht es weiter. Jetzt müssen Sie den «Weltmeistertitel» anpeilen. Dazu müssen Sie bereit sein, sich immer weiterzubilden. «Lebenslanges Lernen» nennt man das in der Fachsprache. Denn in einer dynamischen Zeit, in der wir heute leben, ist ein Stillstand gefährlich. Also, ruhen Sie sich nicht zu lange auf den Lorbeeren aus, schauen Sie vorwärts, setzen Sie sich Ziele - es dürfen auch mal hohe Ziele sein - und verlieren Sie diese Ziele nie aus den Augen. Dann bin ich überzeugt, dass Sie auch schwierige Situationen meistern können. Und solche werden garantiert auf Sie zukommen.

Ganz zum Schluss möchte ich noch einen ganz speziellen Dank aussprechen. Nämlich an alle Arbeitgeber und Berufsbildner, die hier im Saal sitzen. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass Sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und Lehrstellen anbieten. Denn die Lehrlingsausbildung ist mit Kosten verbunden. Aber ich bin wie Sie der festen Überzeugung, dass sich der Aufwand auszahlt. Für unsere Lehrlinge, für unsere Wirtschaft und damit für unsere gesamte Gesellschaft. Jetzt wünsche ich Ihnen, liebe Lehrabgängerinnen und -abgänger viel Erfolg auf Ihrem weiteren Berufsweg, einen schönen Nachmittag und später dann eine gute Heimkehr. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.