Kein Handlungsbedarf bei den Lehrstellen

Kein Handlungsbedarf bei den Lehrstellen

 

Einmal mehr klagte die SP Schweiz letzte Woche lautstark über die vermeintlich schlechten Berufsperspektiven junger Menschen in der Schweiz. Sie fordert zusätzliche staatliche Interventionen und ruft die Kantone auf, in Bern wenigstens jenes Geld abzuholen, das ihnen via «Investitionszehntel» für die Entwicklung der Berufsbildung zusteht. Vermischt wurde dabei die Situation der Schulabgänger mit jener der Lehrabgänger, die Unterschiede zwischen Stadt und Land und zwischen den Branchen. Auch die unterschiedliche Leistungsstärke und Motivation der Jugendlichen wurde ausgeblendet. Dass die Forderungen der SP am Ziel vorbei schiessen, beweist die Realität. Gerade in der Zentralschweiz ist die Lehrstellensituation allen Unkenrufen zum Trotz recht stabil. So melden die Berufsbildungsämter praktisch jährlich neue Rekorde bei der Anzahl Lehrbetriebe. Und auch für dieses Jahr erwarten die Experten im Kanton Luzern einen weiteren Anstieg der Lehrverhältnisse.

So tragisch das vergebliche Suchen nach einer Lehrstelle im Einzelfall auch ist: Im Sommer 2009 werden wieder mehrere hundert Lehrstellen nicht besetzt werden können. Gefordert sind nämlich auch die Jugendlichen. Sie müssen lernen, ihre Fähigkeiten besser einzuschätzen und bereit sein, das mitzubringen, was die Lehrmeister als Grundvoraussetzung für eine Anstellung fordern: Anstand, Motivation und gute Sprachkenntnisse. Einverstanden: Wer aufgrund von Leistungsdefiziten trotzdem keine Lehrstelle findet, für den muss gesorgt werden. Kurzfristig mit der Zuweisung in ein Brückenangebot, mittelfristig mit der Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen mit Berufsattest (2-jährig). Und sicher nicht mit finanziellen Anreizen für die Lehrbetriebe. Das brauchen und das wollen die Schweizer KMU, die seit Jahrzehnten aus Verbundenheit und Tradition ausbilden, nicht. Dass der marktwirtschaftliche Grundsatz von Angebot und Nachfrage auch bei der Lehrstellenproblematik spielt, zeigt sich im übrigen darin, dass es in ein paar Jahren dank dem Rückgang der geburtenstarken Jahrgänge wieder zu viele Lehrstellen haben dürfte.

 

Felix Müri, Nationalrat

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