Als Sparer hätten wir gern Renditen auf sicheren Obligationen von 6 bis 7 Prozent wie letztmals vor 20 Jahren. Wer damals gleichzeitig Wohn- oder Hauseigentümer war, erinnert sich jedoch mit Schrecken an Hypothekarzinsen von bis zu 8 Prozent. Das Dilemma besteht darin, dass man nicht beides zur gleichen Zeit haben kann. In diesem Zwiespalt steckt auch die 2. Säule. Wenn die Pensionskassen und die Sammelstiftungen bei den Lebensversicherern die von den Erwerbstätigen und Arbeitgebern eingezahlten Beiträge anlegen, erhalten sie auf den Bundesobligationen heute 2,25 Prozent. Auf den Aktienmärkten herrschte zwar im letzten Jahr ein gutes Klima. Aber seit zehn Jahren war es ein Nullsummenspiel. Was hat dies alles mit der Abstimmung vom 7. März zu tun? Der Umwandlungssatz muss an die seit langem veränderte Situation auf den Kapitalmärkten angepasst werden. Als das Obligatorium der beruflichen Vorsorge vor genau 25 Jahren in Kraft getreten war, wurde er auf 7,2 Prozent fixiert. Pro 100‘000 Franken Altersguthaben erhielten die Versicherten vom Tag ihrer Pensionierung an eine Jahresrente von 7200 Franken, monatlich also 600 Franken. Schon in den 90er Jahren trat die Welt in eine Tiefzinsphase ein. Aber erst 2003 bei der 1. BVG-Revision wurde der Umwandlungssatz angepasst: Bis 2014 wird er auf 6,8 Prozent sinken - und wird dann immer noch zu hoch sein! Da es keinen Sinn macht, Wunschvorstellungen mit der Realität zu verwechseln, ist eine weitere Anpassung auf 6,4 Prozent unvermeidlich. Wohlgemerkt: Es handelt sich stets um den Mindestumwandlungssatz. Pensionskassen mit erfolgreicher Anlagestrategie können auch einen höheren Satz festlegen. Für ein Ja spricht eine zweite wesentliche Entwicklung mit erfreulichem Hintergrund: Die heute 65-Jährigen leben drei Jahre länger als ihre Altersgenossen vor einem Vierteljahrhundert. Das Altersguthaben, das niemandem weggenommen werden kann, muss nun länger ausreichen. Von «Rentenklau», wie Linke und Gewerkschaften behaupten, kann also keine Rede sein. Es darf aber nicht weiter vorkommen, dass jährlich 600 Millionen Franken Lohnbeiträge der Aktiven in die Renten der Pensionierten fliessen, nur weil eben der Umwandlungssatz zu lange zu hoch geblieben ist.
Felix Müri, SVP-Nationalrat und Co-Präsident Luzerner Komitee «JA zum fairen Umwandlungssatz», Emmen